25 Jahre Freiwilligen-Zentrum Wiesbaden
Teil 20: 2023– Wachsende Komplexität – immer neue Anforderungen, Engagementmesse als Highlight
Herausforderungen und Trends in der Freiwilligenarbeit: Komplexität, Verbindlichkeit und Anpassungsbedarf
In der Praxis der Freiwilligenarbeit des FWZ wurden in den letzten Jahren zunehmend einige Entwicklungen und Trends deutlich, die sich mit den Begriffen „wachsende Komplexität“ und „immer neue Anforderungen“ um-schreiben lassen. Die Geschäftsführerin Constanze Bartiromo hatte in der Mitgliederversammlung 2022 auf einige Aspekte deutlich hingewiesen: a) die immer schwieriger werdende Nachfolge-Suche für ehrenamtliche Aufgaben und Funktionen in etablierten Vereinen, b) eine sinkende Verbindlichkeit im Ehrenamt (z.B. Pünktlichkeit und Verlässlichkeit zu getroffenen Vereinbarungen und Absprachen), c) eine insgesamt steigende Komplexität bei Engagement-Angeboten (z.B. notwendige Absprachen, rechtliche Absicherungen über Kooperationsvereinbarungen, mehr Arbeitsaufwand), d) anspruchsvoller werdende Rahmenbedingungen für Engagierte und Organisationen/Vereine, e) wachsendes Interesse an Auslands-, Outdoor- und Online-Engagement-Formen, f) wachsen-des Interesse an kurzfristigem Veranstaltungs- und Kurzzeitengagement. Die Veränderungen der Freiwilligenarbeit und die aktuelle Praxis im FWZ wurden auch im Vorwort zum Jahresbericht 2022/23 eindrücklich dargestellt: „Unsere gestiegene Sichtbarkeit führte auch zu einem deutlichen Anstieg von Anfragen einzelner Organisationen, Unternehmen und Personen in unterschiedlichen Themenbereichen, den das weiter gewachsene Team des Freiwilligen-Zentrums gemeinschaftlich gut bewältigen konnte. Unsere Kooperationspartner und Einsatzstellen waren vielfach mit der Suche nach neuen, teils auch jüngeren Freiwilligen, mit der Nachfolge für Vorstandsämter, mit Fragen der rechtssicheren Digitalisierung und teils mit Herausforderungen in der Personalaufgabenplanung stark ausgelastet. Neu hinzu kamen im Kreis unserer Partner sehr kleine, „junge“ Organisationen, die Vernetzung und hilfreiche Tipps nachfragten, sowie mehrere Akteure im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich, die Freiwillige, z.B. für die Pflege ihrer Naturparks, aber auch bei der Unterstützung verschiedener administrativer Bereiche suchten. Unter den Freiwilligen, die bei uns eine Engagementberatung buchten, fanden sich neben vielen angehenden Ruheständlern auch immer häufiger Menschen mit Migrations- bzw. Fluchtbiographie sowie Jugendliche, die über unsere Schulworkshops auf das Thema Ehrenamt aufmerksam wurden“ (Jahresbericht 2022/23, S. 4). Bei den wachsenden Herausforderungen und schwierigeren Rahmenbedingungen (z.B. Corona, Ukraine, Digitalisierungsdruck, Finanzengpässe) erfordern diese Entwicklungstrends auch im FWZ weitere Schritte der Professionalisierung (technische Innovationen und Digitalisierung, gut funktionierende Prozessabläufe, transparente Informationsvermittlung nach innen und außen, Fortbildungen der Mitarbeiter
:innen, kritische Reflexionen und eine längerfristige Strategie-Entwicklung über das „Tagesgeschäft“ hinaus).
Aus den Entwicklungstrends und Herausforderungen ergeben sich für das FWZ wichtige Ziele und Schwerpunkte für die nächsten Jahre: a) aus der zunehmenden Ausdifferenzierung der „Engagement-Landschaften“ ergibt sich die Notwendigkeit, ein breites Engagement-Angebot in möglichst vielen Bereichen und in seiner ganzen Vielfalt zu präsentieren, b) das Engagement-Niveau und die Engagementquote in Wiesbaden insgesamt zu steigern (nicht nur auf das Vor-Corona-Niveau von ca. 25-26 %, sondern auf z.B. 30 – 35 %), c) auch unter „Nachwuchs-Gesichts-punkten“ eine bewusste Schwerpunktsetzung auf die Zielgruppen Schüler:innen, Jugendliche und Studierende vorzunehmen, d) als weitere wichtige Zielgruppe insbesondere auch Menschen im Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand über Möglichkeiten freiwilligen Engagements zu informieren, zu motivieren, zu beraten und zu qualifizieren, e) vor dem Hintergrund einer alternden Stadtgesellschaft die Engagement-Angebote für und mit älteren Menschen auszubauen, aber auch Engagement-Potenziale zu erschließen, f) vermehrt inklusive Engagement-Angebote für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu ermöglichen, g) bei allen Bemühungen um neue Zielgruppen, neue Engagementfelder und -formen und die wünschenswerte Ausweitung von Aktivitäten auch notwendige Finanzierungen zu sichern, auch unter Aspekten einer mittel- und längerfristigen Planungssicherheit.
Erfolgreiche Bilanz: Neue Engagement-Angebote, gesteigerte Kooperationen und die Engagementmesse „wi-do-it“
Bei allen (neuen) Herausforderungen und notwendigen strategischen Überlegungen galt es aber auch, die Praxis der Freiwilligenarbeit im FWZ alltäglich zu bewältigen. Dass dies ganz gut gelungen ist, schlägt sich auch in der Leistungsbilanz 2023 nieder: 159 neue Engagement-Angebote wurden im Verlauf des Jahres in die Datenbank aufgenommen, 330 offene Angebote standen Ende des Jahres zur Auswahl (80 mehr als Ende 2022). 1.038 Engagement-Interessierte wurden beraten, 1.610 konkrete Engagement-Empfehlungen wurden an Freiwillige ausgegeben, 556 neue Freiwillige konnten registriert werden (weniger als 2022, weil der Boom von Ukraine-Hilfen aus 2022 abnahm). In 54 Organisationen wurden neue Einsatzmöglichkeiten gefunden, mit 28 Organisationen konnten neue Kooperationspartnerschaften begründet werden; insgesamt 1.121 Gespräche wurden 2023 mit vielen Organisationen durchgeführt. Die Zahl der mit dem FWZ kooperierenden Einrichtungen war auf 528 angestiegen. Neue Impulse für mehr Engagement konnten durch zahlreiche Veranstaltungen ausgelöst werden, bei denen 1.389 Personen erreicht und informiert werden konnten. Absolutes „Highlight“ dabei war die Engagementmesse „wi-do-it“, die am 15.07.2023 im RMCC stattfand. Mehr als 50 Organisationen und ca. 600 Engagement-Interessierte konnten verzeichnet werden; bei Sommer-Temperaturen wurden viele Engagement-Möglichkeiten von den Organisationen angeboten, Interessierte konnten sich umfassend informieren und austauschen, und auch die Vernetzung und Anbahnung von neuen Kooperationen war ein willkommener „Nebeneffekt“. Bildergalerie wi-do-it-Engagementmesse am 15.07.2023 – Freiwilligen-Zentrum Wiesbaden (fwz-wiesbaden.de)
„Diese Messe war ein großer Erfolg und hat zahlreiche Menschen dazu inspiriert, sich ehrenamtlich zu engagieren. Nach den harten Einschränkungen der Coronazeit für das Ehrenamt war dieses Event ein langersehnter Neustart und Energiekick für alle Engagierten in Wiesbaden“ (Jahresbericht 2023/23, S.3). Aber auch bei den OpenAir-Schlachthof-Konzerten (Juni – Aug. 2023), beim Stadtfest im Innenhof des Rathauses am 23./24. Sept. und bei der 5. Weihnachtsbörse im Nov. 23 konnten viele Interessierte über die Möglichkeiten des freiwilligen Engagements informiert und für aktives Engagement gewonnen werden. Im Hessischen Qualifizierungsprogramm wurden 2023 38 Maßnahmen zur Qualifizierung von Wiesbadener Freiwilligen durchgeführt, bei denen 464 Freiwillige qualifiziert wurden; dazu wurden722 Qualifizierungsstunden durch das Land Hessen gefördert, für die 11.970 € über das FWZ an die Maßnahmenträger der Qualifizierung ausgezahlt wurden.
Optimierung der Öffentlichkeitsarbeit: Starke Online-Präsenz und erfolgreiche Medienkampagnen
Die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit war weiterhin ein wichtiger Aufgabenbereich: Auf Facebook und Instagram wurden 2023 insgesamt 777 Beiträge gepostet, 2.703 Follower wurden registriert. 20 Newsletter wurden versandt, mit weiter gestiegener Opening-Rate von 62 %. In der Reihe „Engagement on Tour“ wurden in Zusammenarbeit mit LOOK Video & Film 3 neue Videos produziert, in denen die Freiwilligenarbeit im Hospiz Advena, im Schloss Freudenberg und bei Mannamobil eindrücklich dargestellt und für mehr Engagement geworben wurde. Zudem erhielt das FWZ eine eigene Youtube-Kennung: Videos – Einblick ins Engagement bekommen – Freiwilligen-Zentrum Wiesbaden (fwz-wiesbaden.de) Die auf Youtube eingestellten Videos und Aufzeichnungen von Veranstaltungen erhielten 4.624 Aufrufe. Die Website www.freiwillig-in-wiesbaden.de hatte 152.403 Seitenaufrufe von 23.667 Personen. Auch in den lokalen und regionalen Printmedien waren zahlreiche Berichte erschienen.
Ausbau und Weiterentwicklung der Fachstellen
Die Aktivitäten der 3 Fachstellen wurden 2023 weiter ausgebaut. Die Fachstelle „Mentoring“ betreute, begleitete und unterstützte weiterhin 39 Paten-, Tandem- und Mentoring-Projekte mit ca. 600 Ehrenamtlichen. Es werden sowohl interessierte Einzelpersonen beraten als auch Träger und Organisationen bei der Planung und Umsetzung neuer Projekte unterstützt. Insbesondere wird eng mit den Koordinator:innen der Mentoring-Projekte zusammengearbeitet (z.B. Vernetzung und Kooperationen verbessern, Synergien fördern, Fortbildungs-Veranstaltungen organisieren, Fördermöglichkeiten finden und erschließen). www.fwz-wiesbaden.de/projekte/-mentoring/ Die Fachstelle „Engagement in der Kultur“, die Wiesbadens Kultureinrichtungen mit kulturinteressierten Freiwilligen zusammenbringt, konnte auf der eigenen Website www.engagement-in-der-kultur.de 7.100 Besucher:innen verzeichnen und hatte 1.501 Follower bei Facebook und 1.228 bei Instagram. In der Reihe KulturGENUSS wurden 2, in der Reihe KulturBAZAR wurden 4 Veranstaltungen durchgeführt. 21 neue Angebote im Kulturbereich konnten erschlossen werden, es gab 35 permanent ausgeschriebene Angebote in 2023 und insgesamt 75 gelistete Kultureinrichtungen, in denen sich Freiwillige engagieren können. Die Fachstelle „Jung und engagiert in Wiesbaden“, die junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren über Möglichkeiten des freiwilligen Engagements informiert und berät, konnte neue Kooperationspartnerschaften in unterschiedlichen Bereichen akquirieren. 2023 standen 367 Angebote für die Zielgruppe zur Verfügung. Mit ihren Workshop- und Beratungsangeboten konnte die Fachstelle bis Ende 2023 mehr als 1.600 junge Menschen an 11 Schulen über freiwilliges Engagement informieren. Mehr als 130 Jugendliche nahmen eine telefonische oder persönliche Beratung im FWZ wahr. Das „Team Ehrenamt“ mit 4 Jugendlichen unterstützte die Aktivitäten. www.fwz-wiesbaden.de/projekte/jung-und-engagiert-in-wiesbaden/
Absage des Freiwilligentags 2023 und erfolgreiche Fortführung des Projekts „Eintagswerk
Der geplante Freiwilligentag 2023 konnte leider wegen der Absage durch den bisherigen Kooperationspartner Hochschule RheinMain nicht stattfinden. Personelle Wechsel im betreuenden Career-Center der Hochschule, vor allem aber Veränderungen der Studienbedingungen und der persönlichen Schwerpunkte der Studierenden führten dazu, dass sich nicht mehr genügend Freiwillige für das Projektteam fanden. Ab 2024 wird das FWZ daher die Freiwilligentage in eigener Regie fortsetzen. Weiterhin erfolgreich war aber das Projekt „Eintagswerk“, die Anlaufstelle im FWZ, die auf Kurzzeit-Einsätze „flexibel, unkompliziert und unbürokratisch“ hinweist und ihre Realisierung unterstützt. Das Projekt präsentierte sich bei zahlreichen Veranstaltungen (Stadtfest, Ruhestands-seminar im FWZ, Engagementmesse). 21 Newsletter für Kurzzeit-Einsätze wurden versandt, 40 Kurzzeit-Angebote wurden beworben, auf die sich 350 Interessierte meldeten. www.fwz-wiesbaden.de/projekte/eintagswerk/
Personelle Veränderungen und Neuerungen im Vorstand und Team des FWZ 2023
Personelle Veränderungen: Die Amtszeit der Vorstandsmitglieder war Ende 2023 abgelaufen. Anna-Marita Leibbrand (seit 2015 im Vorstand) kandidierte nicht mehr für eine Wiederwahl. Für die vielen von ihr eingebrachten Kompetenzen und Aktivitäten insbesondere in den Bereichen des Marketings und der sehr erfolgreichen Vorlesetage, aber auch der vielen guten Kontakte zu Unterstützern und Förderern des Freiwilligen-Zentrums wurde ihr herzlich gedankt. In der Arbeit des Freiwilligen-Zentrums konnte mit ihrem Engagement eine neue Qualitätsstufe erreicht worden. A.-M. Leibbrand dankte für das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit; sie habe sich stets bemüht, „Teil einer tollen Gemeinschaft“ zu sein. Sie wird sich auch ohne Vorstands-Amt in neuer Funktion einbringen und das FWZ auch zukünftig engagiert unterstützen. Neu in den Vorstand gewählt wurden in der Mitgliederversammlung am 23. Okt. Gabriele Groh-Leu und Reiner Wilpsbäumer. Jürgen Janovsky, Heidi Grau-Easthill, Dr. Beate Martens-Düring und Karl-Heinz Simon wurden erneut wiedergewählt. Anika Hartig hatte als Teilzeit-Mitarbeiterin ab Juli 2023 die Leitung des Bereichs Finanzen übernommen und Heidi Grau-Easthill abgelöst (die als Schatzmeisterin im Vorstand noch bis Mitte 2024 weiter mitwirkte). Im Bundesfreiwilligendienst war ab 2023 Narges Fazely aktiv, und Vanessa Goßling betreute (ehrenamtlich) die Homepage.
Finanzielle Bilanz und Fundraising-Strategien des FWZ
Finanzen und Fundraising: Auch 2023 konnte im Trägerverein bei Einnahmen von insgesamt 463.457 € und Ausgaben von 461.308 € ein kleiner Überschuss von 2.149 € erwirtschaftet werden. Der Förderverein hatte mit 10.820 € unterstützt, aber der Großteil der Einnahmen kam mit 87 % von der LH Wiesbaden (vom Land Hessen
4 %, Spenden und Sponsoring 3 %). Der Personalkosten-Anteil war weiter leicht angestiegen auf 69 % (worin sich die Notwendigkeit niederschlägt, dass immer mehr Ehrenamt auch mehr Hauptamt erfordert). Der neu gebildete Vorstand bildete eine Arbeitsgruppe, die ein Fundraising-Konzept erarbeitet und sukzessive umzusetzen versucht. Unternehmen und Privatpersonen sollen dabei gezielt angesprochen werden, um sie als Mitglieder und Sponsoren des Fördervereins zu gewinnen, neue Finanzquellen zu erschließen und die große Abhängigkeit von den kommunalen Zuschüssen zu verringern (bei schwieriger werdender Finanzlage der Stadt). Unternehmen sollen gleichzeitig Möglichkeiten des sozialen Engagements angeboten werden, auch im Hinblick auf Engagement-Möglichkeiten ihrer Mitarbeiter:innen, z.B. beim Übergang in den Ruhestand.
Neue Servicestelle für Vereine und Initiativen erweitert Engagement-Landschaft in Wiesbaden
Die Engagement-Landschaft in Wiesbaden konnte durch die im Juli 2023 eröffnete „Servicestelle für Vereine und Initiativen“ Am Michelsberg 6 (in Trägerschaft der Wiesbaden Stiftung) erweitert werden. www.wiesbadenstiftung.de/projekte/servicestelle/ Die Idee für eine solche Einrichtung (zunächst unter dem Arbeitstitel „Bürgertreff“, später „Bürgercafé) wurde erstmals Ende 2014 an den damaligen Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel herangetragen. Der „Arbeitskreis Bürgerengagement“ hatte in den Folgejahren die Konzeptentwicklung weiter vorangetrieben, wobei auch eine Kombination mit dem „Heimathafen“ erörtert wurde. Mit dem Grundsatzbeschluss zur „Förderung von Maßnahmen des Bürgerengagements“ hatte die Stadtverordnetenversammlung im Dez. 2019 eine Anschubfinanzierung bewilligt. 2021 wurde auch dem vorgelegten Konzept zugestimmt und eine jährliche institutionelle Förderung von 48.000 € bewilligt (2023 noch um einen Personalkostenzuschuss erweitert). Vom ersten Anlauf bis zur Realisierung hat es also 8,5 Jahre gedauert! Dies zeigt, dass es „einen langen Atem braucht“, immer wieder neue Anläufe und Anstöße erfordert, vielfache Anträge und fundierte Begründungen in den zuständigen Gremien, zahlreiche Dialoggespräche mit Stadtverordnetenvorstehern, Oberbürgermeistern, Dezernaten und Ämtern, Fraktionsvertreter:innen und vielen anderen Beteiligten.
Fortschritte und Herausforderungen in der Bürgerengagement-Infrastruktur Wiesbadens
In der Engagement-Infrastruktur steht Wiesbaden nicht schlecht da: eine Stabsstelle in der Verwaltung mit 2 Mitarbeiter:innen für Bürgerengagement, das FWZ als zentrale Anlaufstelle für Information, Beratung, Qualifizierung, Vermittlung und Vernetzung, die Wiesbaden Stiftung mit Bürgerkolleg und Servicestelle, Wohlfahrtsverbände und zahlreiche soziale und kulturelle Organisationen mit vielen Freiwilligen, ca. 2.000 Vereine, „Runder Tisch Engagement“, „Netzwerk Bürgerengagement“, viele Arbeits- und Projektgruppen etc. Trotz aller Fortschritte in der Unterstützung des Bürgerengagements in Wiesbaden durch Politik und Verwaltung in den letzten Jahren ist es aber immer ein zähes Ringen um die Realisierung von Vorhaben. Engagementförderung ist nämlich eine „freiwillige Leistung“ der Kommune, die bei schwieriger werdenden finanziellen Rahmenbedingungen auch in Wiesbaden jetzt schon mit Kürzungen in bestimmten Bereichen konfrontiert ist (z.B. Anerkennungsfonds, Ausweitung der Ehrenamtskarte zurückgestellt). Bei einer rückläufigen Engagagementquote fehlt weiterhin ein Gesamtkonzept mit klaren Zielen, Strategien, Maßnahmen und einem sukzessive umzusetzenden „Handlungsprogramm Bürgerengagement“. Im Dez. 2019 hatte die Stadtverordnetenversammlung das – lange diskutierte – „Leitbild für Bürgerengagement in Wiesbaden“ beschlossen. Es sollte „als Verständnis- und Handlungsmaxime für alle Akteure – Stadtpolitik, Stadtverwaltung, Zivilgesellschaft (Bürger*innen, Vereine, Verbände, Organisationen, Religionsgemeinschaften, Hochschulen) und Unternehmen – gelten“. Das Leitbild wurde aber bisher nicht kommuniziert (in Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft) und ist auch nicht auf www.wiesbaden.de unter der Rubrik „Engagement“ eingestellt. Der zuständige Fachausschuss der Stadtverordnetenversammlung hat in seinem Namen noch immer den Begriff „Ehrenamt“, obwohl sich inzwischen ein viel breiter gefasstes Verständnis von „bürgerschaftlichem Engagement“ durchgesetzt hat. Themen des Bürgerengagements (und der Bürgerbeteiligung) sind hier nur relativ gering auf der Tagesordnung vertreten, sie wird dominiert von Themen des Sports. Der bürokratische Aufwand für die Genehmigung von Veranstaltungen durch Vereine ist nur minimal reduziert worden, neue Anforderungen sind dazu gekommen. Eine „intensive Informations- und Öffentlichkeitsarbeit seitens der Landeshauptstadt Wiesbaden über die Stabsstelle WIEB“ (Sitzungsvorlage Dez. 2019) findet in unzureichendem Maße statt. „Die Förderung und Stärkung des Engagements ist eine wesentliche Komponente für den Erhalt der solidarischen, weltoffenen und toleranten Stadtgesellschaft Wiesbadens. Es ist daher unerlässlich, es als kontinuierliches, gesamtstädtisches und überparteiliches Thema zu gewährleisten“ (Sitzungsvorlage Dez. 2019). In puncto Bürgerengagement und Engagementförderung gibt es also noch viel zu tun!